Wie der Name schon sagt, kommen Fliegerjacken aus der Luftfahrt. Sie wurden speziell für die Anforderungen von Kampfpiloten entwickelt, die in zunehmender Flughöhe vor Kälte und Flugwind geschützt werden mussten. Die ersten Piloten saßen auf ihren Fliegern noch in einem ungeschützten Cockpit und waren den widrigen Wetterverhältnissen in ihrem Flugzeug ausgeliefert. Somit wurden besonders warme Materialien wie Schaffelle und Leder benötigt. Zudem sorgte die Blusenform dafür, dass die Fliegerjacke ihre winddichte Eigenschaft erhielt. 1927 kreierte die Firma Schott NYC erstmals Fliegerjacken mit Reißverschluss. Die Fliegerjacken behielten auch nach der Weiterentwicklung der Militärflugzeuge durch nun geschützte Cockpits ihre Popularität in der Fliegerszene. Sie avancierten zum Kultobjekt, wurden von den Piloten mit Stolz getragen und fungierten durch individualisierende gestickte und bebilderte Accessoires auf dem Stoff zu Statussymbolen. Die Luftwaffe fast sämtlicher Länder entwickelte eigene maßgeschneiderte Modelle. Zum Beispiel sind die amerikanischen Modelle A-1, A-2, B-3 und MA-1 bekannt, in Deutschland ist es die Messerschmidt-Fliegerjacke von dem legendären deutschen Flugzeugbauer mit den damals bahnbrechend schnellen Maschinen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es zwei prägnante zivile Einflüsse, die der Fliegerjacke zum Durchbruch als zivile Mode verhalfen. Zum einen wurde die Fliegerjacke in der Motorradszene populär. Motorradfahrern trugen sie mit einem engeren Schnitt und kürzer. Die Aneignung der Fliegerjacke durch die Motorradszene ist kein Zufall, denn die Anforderungen einer warmen wie winddichten Jacke, die trotzdem maximale Beweglichkeit ermöglicht, ist für Motorradfahrer ähnlich wichtig wie für Piloten in einem ungeschützten Cockpit. Zum anderen kam die Fliegerjacke in der britischen Skinheadszene in den 1960er Jahren zum Durchbruch. Hier waren es vor allem modische Gesichtspunkte, welche die Fliegerjacke bei den britischen Skinheads populär werden ließen. Die Fliegerjacke lässt den Oberkörper des Trägers durch ihren voluminösen Schnitt und den engen Bund mächtiger erscheinen. Dadurch wie auch durch ihre Herkunft aus dem Militärbereich trägt die Fliegerjacke zu einem martialischen und betont coolen und lässigen Erscheinungsbild bei. Auch die Rapper in den USA kamen dadurch auf den Geschmack. Zunehmend begannen außerdem „Superhelden“ in Filmen die Fliegerjacke zu tragen, die mit ihren Filmauftritten zu der allgemeinen Verbreitung der Fliegerjacke beitrugen. Es waren entsprechende Filme wie Indiana Jones, The Great Escape, Big Guns und The Hunter, die mit der Zeit zu Klassikern avancierten.
In den 1980er und 1990er Jahren bekam die Bomberjacke einen schlechten Ruf, weil sie nach der originär proletarischen englischen Protestbewegung der ersten Skinheads in der Neonaziszene ihren Siegeszug nahm. Wegen der Verbreitung vor allem unter ostdeutschen rechtsgerichteten Schülern wurde 2001 sogar ein Verbot der Bomberjacke an deutschen Schulen erwogen, da die Träger mit der Bomberjacke ihre rechtsextremistische Gesinnung zum Ausdruck brächten. Mehrere ostdeutsche Schulen verbannten das Kleidungsstück von ihren Räumlichkeiten. Trotz der Gemeinsamkeiten zwischen Bomber- und Fliegerjacke bleibt allerdings festzuhalten, dass die Bomberjacke ein eigenes Subgenre bildet und mit ihrem aufgeplusterten Erscheinungsbild und ihrem kurzen, an der Hüfte endenden Bund ihre eigene Ausformung besitzt.
Fliegerjacken sind hingegen durch ihre elastischen Bündchen an Ärmeln und Saum zu erkennen. Ein weiteres Erkennungszeichen ist die dadurch erzeugte Blusenform dieser Blousonjacke, die entweder taillenlang oder hüftlang getragen wird. Eine Fliegerjacke wird zudem durch den Strickbund am Hals charakterisiert, typisch sind ein hoher Kragen sowie gestickte Accessoires für ein individuelles Erscheinungsbild. Heute ist der schlechte Ruf der Fliegerjacken verschwunden und die Fliegerjacken werden weltweit auch von Damen auf den Laufstegen der Welt getragen. Die Damen setzen damit neue Trends und sorgen dafür, dass die Fliegerjacken zunehmend auch beim weiblichen Geschlecht ihre Anhängerinnen findet. Die Fliegerjacken sind entweder aus Leder oder Nylon, wobei das Leder mehr zum Military-Look beiträgt, während das etwas weniger warme Nylon zeitlose Eleganz verkörpert. Besonders warm wird eine Fliegerjacke gehalten, wenn das Futter aus Schaffell besteht, denn Schaffelle haben die Eigenschaft, besonders warm zu halten. Eine solche Fliegerjacke aus Schaffell stellt eine hervorragende Winterjacke dar.
Seit ihrer Einführung in die militärische Luftfahrt begann sich die Fliegerjacke auch im zivilen Bereich einer zunehmenden Beliebtheit zu erfreuen. Auch Nichtpiloten schätzen Ihre winddichten und wärmenden Eigenschaften sowie die trotzdem vorhandene Bewegungsfreiheit. Zudem bietet die Jacke durch ihr ursprünglich martialisches Erscheinungsbild besonders bestimmten jungen Männern Identifikationsmerkmale. In vielerlei Hinsicht erscheint sie, besonders als Nylon-Fliegerjacke, heute allerdings subtiler als zum Beispiel ihr Pendant, die Bomberjacke. Fliegerjacken haben sich von ihrem in den 1980er und 1990er Jahren erworbenen schlechten Ruf erholt und werden heute von Personen aus allen Milieus getragen. Wie auch bei der Jeans gehört ihr anfängliches Schmuddelimage der Vergangenheit an.
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30.10.2024